Wir erleben zurzeit die größte Herausforderung für den Leib Christi in Westeuropa seit Ende des 2. Weltkriegs. Der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland bringt viele an den Rand ihrer Kräfte und überfordert offensichtlich viele der Zuständigen. Wie können wir diese Situation vom Evangelium her deuten? Und was ist unser Auftrag als Christen? Dazu hat der Leiter der Anskar-Kirche, Dr. Tillmann Krüger, in einer Sonderausgabe des Newsletters „anskar aktuell“ auch im Namen der Kirchenleitung Stellung bezogen. Lest hier den kompletten Text!

Zur aktuellen Situation: Gott ist der Herr der Geschichte

Liebe Anskar-Familie,
Liebe Freunde der Anskar-Kirche,

OLYMPUS DIGITAL CAMERAWir erleben zurzeit die größte Herausforderung für den Leib Christi in Westeuropa seit Ende des 2. Weltkriegs. Der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland bringt viele an den Rand ihrer Kräfte und überfordert offensichtlich viele der Zuständigen. Einem nicht kleinen Teil der Bevölkerung bereitet dies zunehmend Angst. Diese Ängste gilt es ernst zu nehmen, aber wir können nicht akzeptieren, dass diese Ängste in Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt münden! Hier sind wir gefragt, für den Frieden einzutreten und für die Nächstenliebe aufzustehen.

Gleichzeitig bin ich zutiefst davon überzeugt, dass wir gerade einen kairos Gottes erleben – einen von Gott geschenkten Moment in unserer Geschichte. Diesen gilt es nicht zu verpassen. Unsere erste Aufgabe ist es, diese Situation im Gebet zu gründen. Deshalb bitte ich euch, täglich zu beten: für Menschen auf der Flucht (fast 60 Millionen weltweit!), für unsere Regierung im Bund und in den Ländern, die MitarbeiterInnen der Bundespolizei, der Kommunen und der Hilfsorganisationen und für die Situation in den Flüchtlingsunterkünften in Europa sowie in den Flüchtlingslagern im Nahen Osten. Betet bitte auch für Syrien, den Irak und Afghanistan!

Seit Jahrzehnten beten Christen weltweit für die Menschen im so genannten „10/40-Fenster“ – in den Ländern zwischen dem 10. und 40. Breitengrad Nord, in denen die meisten Menschen nie von Jesus gehört haben und viele Christen um ihres Glaubens willen verfolgt werden. Seit mehr als 20 Jahren wird zudem jährlich während des Ramadans besonders für die muslimische Welt gebetet. Nun erleben wir eine Flüchtlingswelle aus genau dieser Region und 80% der Flüchtlinge haben einen muslimischen Hintergrund. Das ist kein Zufall. Denn Gott ist der Herr der Geschichte und bringt Menschen direkt vor unsere Haustür, die wir sonst nie getroffen hätten. Bitte überlegt doch auch, wie ihr in eurem Umfeld und in eurer Gemeinde diesen kairos nutzen könnt. Wie ihr die Liebe Jesu ganz praktisch an diejenigen weitergebt, die sie noch nie erfahren haben. In Taten und in Worten!

Die Liebe Jesu gilt jedem Menschen. Aber wir wissen uns auch besonders verbunden mit denjenigen Flüchtlingen, die als Christen unsere Brüder und Schwestern sind. Manche von ihnen müssen auch in Deutschland Isolation und Bedrängung erfahren – mitunter durch andere Flüchtlinge. Ich erwarte von unseren Behörden, dass sie alles Nötige tun, um auch ihre Rechte zu schützen. Aber auch wir sind gefragt: Lasst uns nach Wegen suchen, christliche Flüchtlinge zu stärken und ihnen zu helfen, dass sie geistliche Gemeinschaft erleben können!

Das Thema „Flüchtlinge“ wird uns nicht nur Monate, sondern Jahre – wenn nicht Jahrzehnte! – beschäftigen. Wir brauchen in dieser Sache einen langen Atem und ich hoffe, dass der Leib Christi ganz vorne mit dabei ist und bleibt, wenn es darum geht, in der anhaltend dienenden Liebe unseres Herrn Jesus Christus und in der Kraft des Heiligen Geistes zu handeln. Es geht um tätige Nächstenliebe. Und die sollte unter uns nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)

Der Vorstand der „Arbeitsgemeinschaft evangelikaler Missionen“ hat am 29. September eine Stellungnahme „zur aktuellen Flüchtlingssituation in Europa“ abgegeben, die wir als Kirchenleitung der Anskar-Kirche Deutschland uns vollinhaltlich zu eigen machen. Bitte beachtet die verlinkte Erklärung!

Mit lieben Grüßen aus Hamburg,
Euer
Tillmann
Dr. Tillmann Krüger
Leiter der Anskar-Kirche Deutschland

PS: Dieses anskar aktuell erhaltet ihr außer der Reihe. Voraussichtlich im November erscheint der nächste „reguläre“ Rundbrief.