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Das Abendmahl –

Tut dies zu meinem Gedächtnis

„Kurz gesagt“ Nr. 3

In unseren Gemeinden feiern wir in der Regel in jedem Gottesdienst das Abendmahl. Für eine solche Praxis gibt es zwei mögliche Gründe. Entweder halten diese Gemeinden verbissen, aber ein wenig gedankenlos an einer Tradition fest, mit der sie einmal gestartet sind. Oder sie messen dem Abendmahl tatsächlich große Bedeutung bei. In unserem Fall gilt das Letztere.

Was geschieht im Abendmahl, besser gesagt: Was schenkt uns Gott im Abendmahl? Manche Christen wären schon von dieser Frage befremdet. Denn für sie ist das Abendmahl eine reine Gedächtnisfeier: Die Gläubigen erinnern sich nach dieser Auffassung im Abendmahl an das, was Gott vor 2000 Jahren für uns tat, als er Jesus zu unserer Erlösung sterben ließ. Mit anderen Worten: Gott hat lange vor dem Abendmahl alles, was er konnte, für uns getan. Jetzt ist es an uns, den zurückliegenden Tag der Erlösung zu feiern.

Während der Feier werden die so genannten Einsetzungsworte gesprochen. Dort begegnet zweimal der Satz: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (1Kor 11,24-25). Für das moderne Verständnis bedeutet „Gedächtnis“ so viel wie „Erinnerung“. Es hat demnach den Anschein, als ob Jesus selbst das Abendmahl lediglich als eine Gedächtnisfeier verstanden hätte. Hinter dem griechischen Wort, das sich an dieser Stelle findet (anamnesis), steht aber ein hebräischer Begriff (zakar). Dieser meint die Vergegenwärtigung des Vergangenen, das nie bloße Vergangenheit bleibt, sondern gegenwärtig wirksam wird. „Gedächtnis“ bedeutet „Vergegenwärtigung“!

Horcht man in die neutestamentlichen Texte hinein, so empfangen wir in jeder Abendmahlsfeier so viel, dass man immer nur einen kleinen Teil davon erlebnismäßig verarbeiten kann. Mein Rat ist deshalb, sich bei einer konkreten Feier innerlich auf eine Wahrheit zu konzentrieren, sie zu bewegen und durchzubeten – das nächste Mal auf eine weitere. Ich nenne einmal fünf unterschiedliche Seiten.

1. Im Abendmahl empfangen wir – immer wieder neu – die Vergebung unserer Sünden.

Jesus „nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut …, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,27-28). Der Gedanke ist einfach: Jesus hat am Kreuz sein Blut für uns vergossen. Gottes Absicht dabei war, uns aufgrund dieses Opfers die Sünden zu vergeben. Jedes Mal nun, wenn wir den Kelch zum Mund führen, „trinken“ wir Vergebung. Die Botschaft Gottes lautet: „Was ich damals am Kreuz für dich tat, schenke ich dir in diesem Augenblick neu. So gewiss wie du aus dem Kelch trinkst, so gewiss empfängst du jetzt meine Vergebung.“ Und der Gläubige antwortet: „Herr, diese Wahrheit kann ich gar nicht oft genug hören. Ja, danke dafür, dass du mir vergibst!“

2. Im Abendmahl empfangen wir – immer neu – die persönliche Gemeinschaft mit Jesus Christus.

„Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach es und gab es den Jüngern und sprach: Nehmt, esst; das ist mein Leib (Mt 26,26)“. Bei „Leib“ denken wir leicht an „Körper“, und zu „Körper“ assoziieren wir „Fleisch und Knochen“ oder Ähnliches. Aber das ist wieder modern gedacht. „Leib“ hatte für Jesus die Bedeutung von „Selbst“ oder „Ich“. Der Ausdruck besagt: „Dies bin ich selbst, mit diesem Brot gebe ich mich selbst. Indem ihr als meine Jünger das Brot empfangt, erhaltet ihr Anteil an meiner Selbsthingabe.“ Und der Gläubige antwortet: „Herr, ich danke dir, dass du mir in diesem Augenblick deine persönliche Gemeinschaft schenkst.“

3. Im Abendmahl empfangen wir – immer neu – Anteil an dem Neuen Bund.

In allen neutestamentlichen Einsetzungsberichten (bei Mt, Mk, Lk, Paulus) ist vom Neuen Bund die Rede, der durch das Blut Jesu geschlossen wurde. So heißt es etwa in Lukas 22,20: „Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ Jesus spielt an auf 2Mose 24,8 und Jeremia 31,31. In Jeremia 31,31-34 verheißt Gott, er werde einen neuen Bund stiften, der folgende Merkmale haben solle: Er selber, Gott, werde alle Sünden verzeihen (Vers 34b), er werde seinen Kindern erlauben, ihn zu „erkennen“, das heißt: intime Gemeinschaft mit ihm zu haben (Vers 34a) und er werde sie innerlich so erneuern, dass sie ein gehorsames Leben führen würden (Vers 33). 2Mose 24,8 spricht davon, dass der „alte“ Bund, den Gott mit Israel schloss, damals durch das Blut der Opfertiere bekräftigt wurde. So, sagt Jesus, wird der Neue Bund durch mein Blut in Kraft gesetzt. Und der Gläubige antwortet: „Danke, Herr, dass ich Tag für Tag in der Realität des Neuen Bundes leben darf. Ich danke dir, dass du mir dies gerade wieder durch das Abendmahl zugesprochen hast.“

4. Im Abendmahl empfangen wir – immer neu – einen Vorgeschmack der kommenden Gottesherrschaft.

Jesus Christus spricht: „Denn ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes. Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt hin und teilt ihn unter euch; denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt“(Lk 22,16-18). So hat der Herr seinen Jüngern den Ausblick auf die Vollendung mitgegeben. Auch für Paulus gehört der endzeitliche Ausblick zu jeder Abendmahlsfeier hinzu: „Denn so oft ihr“, erklärt der Apostel, „von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt“ (1Kor 11,26). Das Abendmahl weist also voraus auf das Hochzeitsmahl des Lammes. Und der Gläubige antwortet: „Danke, Herr, dass der wunderbare Tag kommen wird, wo wir als deine Gemeinde für immer mit dir vereint sein werden. Danke, Herr, du sagst mir zu, dass auch ich dabei sein soll.

5. Durch das Abendmahl werden wir – immer neu – in die Gemeinde Jesu Christi eingegliedert.

Diese Wahrheit hat vor allem Paulus betont: „Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es: Darum sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben“ (1Kor 10,16-17). Paulus will sagen: Jedes Mal, wenn der einzelne Christ ein Stück vom Abendmahlsbrot abbricht, gewinnt er nicht nur Anteil an Jesus und seinem Heil, sondern wird er auch von neuem in Jesu „Leib“, die Gemeinde, eingegliedert. Übrigens ist mit Gemeinde nicht nur die jeweilige gottesdienstliche Versammlung, nicht nur die lokale Gemeinde, nicht nur die Gemeinde in einer Stadt oder Region, sondern die weltweite „Christenheit“ gemeint. Und der Gläubige betet: „Ich danke dir, Herr Jesus, dass du mich durch dieses Abendmahl wieder ganz neu mit meinen Brüdern und Schwestern verbunden hast – denen hier im Raum und den unzählig vielen anderen. Danke, Herr, dass wir eine weltweite Familie sind. Deshalb will ich meine Geschwister neu und tiefer als bisher lieben!“

Wolfram Kopfermann

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