Blog | was spielt sich da eigentlich geistlich ab?

Dr. Olliver Tillmann Krüger

20.3.2020

Ihr Lieben,

wie geht ihr mit der Corona-Krise um? Wie deutet ihr das Ganze geistlich? In den letzten Tagen habe ich gehört, wie jemand an die Worte erinnerte, die Josef nach einer langen Zeit voller Schwierigkeiten zu seinen Brüdern sagte:

„Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen,
aber Gott gedachte es gut zu machen …“ (1Mose 50,20)

Ähnlich denke ich über das, was wir gerade erleben: Aus einer Situation, die in sich nicht gut ist, wird Gott etwas Gutes entstehen lassen. Gott gedenkt es gut zu machen! Nichts und niemandem – auch nicht dem Corona-Virus – wird es gelingen, die guten Pläne Gottes auf Dauer auszubremsen und zu vereiteln.

Ich sage das, weil ich in den letzten Tagen verschiedene Deutungen über die derzeitige Lage gehört habe. Natürlich fragen wir uns, wie das Ganze geistlich einzuordnen ist und welchen Einfluss es auf die Gemeinde Gottes weltweit und in unserem Land hat. Nicht wenige fragen sich, ob dies ein großangelegter geistlicher Angriff ist, um Gottesdienste und geplante Veranstaltungen zu verhindern, durch die Gott in der nächsten Zeit machtvoll hätte wirken können. Denkt nur an die Anskar-Konferenz, die wir verschieben mussten! Gerade in diesem Jahr 2020 sind viele große Treffen geplant, in denen dem Heiligen Geist Raum gegeben werden soll. Manche fragen sehr direkt, ob nicht eine satanische Macht hier geschickt das Virus lanciert hat. Vielleicht sogar, um eine Erweckung verhindern zu wollen.

Ich versuche jetzt nicht, im Einzelnen darauf Antworten zu geben. Entscheidend ist nämlich nicht, was wir hinter dieser Pandemie vermuten. Entscheidend ist, dass wir unsere geistliche Sicht schärfen für das, wozu Gott uns jetzt aufruft.

Ein paar Gedanken dazu: Gott will keine Seuchen, keine Panik, keinen Corona-Virus, keinen Schrecken, keine Krankheit und keinen Tod. Aber wir leben seit dem Sündenfall in einer Welt, in der all das vorkommt – und tiefen Schmerz verursacht. Um dem ein Ende zu setzen, kam Christus auf die Welt, starb für unsere Schuld und öffnete uns neu den Weg in das Zuhause bei Gott. Wer bei ihm zu Hause ist, kann die jetzigen Herausforderungen mit einer anderen Sichtweise angehen. Lasst uns das tun!

Zum Beispiel, indem wir uns nicht erschrecken lassen, sondern uns immer wieder die Zusagen Gottes ins Gedächtnis rufen und in uns wirken lassen (siehe Psalm 91). Dann werden wir in unsere Umwelt etwas ausstrahlen, was beruhigt und Frieden bringt. Wir können über unseren Familien, Gemeinden und Wohnorten und über unser Land proklamieren, dass Jesus der Herr ist und alles unter Kontrolle hat. Wir können beten und so in geistlicher Weise einen guten Einfluss nehmen, der Umstände verändert.

Wir können unsere ganze geistgeschenkte Liebe einsetzen, um einander beizustehen, auch wenn wir äußerlich auseinanderrücken müssen. Gerade da, wo Schmerz und Krankheit vielleicht schon unter uns ausgebrochen sind.

Im biblischen Buch der Sprüche wird die Tugend der Besonnenheit besonders hochgehalten. Besonnen sein heißt auch, die Richtlinien der Bundesregierung und den Appell unserer Kanzlerin ernst zu nehmen und umzusetzen. Wer das lieber von Paulus hört, sei auf Römer 13,1 verwiesen: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat.“

Weiter oben habe ich gesagt, dass keine gegnerische Macht aufhalten kann, was Gott geplant hat. Keine Verfolgung konnte das Wachstum der Kirche je aufhalten – ganz im Gegenteil. Und kein Virus kann eine Erweckung aufhalten – ganz im Gegenteil. Gerade Situationen, die Menschen in Verunsicherung und an die Grenze ihrer eigenen Kraft bringen, können ein Fragen nach Gott hervorrufen.

Übrigens: Habt ihr auch schon bemerkt, dass sich in unseren Gemeinden auf einmal Dinge beschleunigen, die wir „eigentlich“ schon lange vorhatten? Das Online-Stellen von Video-Botschaften gehört dazu. Was wir in Jahren nicht geschafft haben, stand auf einmal in weniger als 24 Stunden bereit. Auf einmal schickt Gottes Geist in einem rasanten Tempo unsere Gottesdienste und die vieler anderer Gemeinden ins Internet und in die Öffentlichkeit! Wird vielleicht gerade die scheinbare Blockade durch das Virus zu einem Beschleuniger für das Evangelium?

Darum noch einmal der Originalton von Josef: „ … aber Gott gedachte es gut zu machen.“ Übrigens fährt Josef an dieser Stelle fort: „ … um am Leben zu erhalten ein ganzes Volk.“ Vielleicht will Gott auch jetzt das Böse in sein Gegenteil verkehren. Vielleicht will er die Situation nutzen, um durch alle Verunsicherungen hindurch viele zu Jesus Christus zu ziehen – um ihnen dadurch das Leben in Ewigkeit zu erhalten.

Seid herzlich gegrüßt, Gott segne euch
eure

die (nächsten)liebe in zeiten von corona

„Allein gehst du ein“ – das war einer der Standardsätze von Wolfram Kopfermann. Es gibt kein Christsein ohne Gemeinschaft. Nun leben wir in einer zumindest für unsere Generation in Deutschland unbekannten Situation. „Social Distancing“ ist das Gebot der Stunde, in Hessen sind seit heute Versammlungen über fünf Personen verboten, Ausgangssperren wie in Italien oder Frankreich lassen vermutlich nicht mehr lange auf sich warten. Was heißt das für unser Leben als Glaubensgemeinschaft?

1.

1. Mich macht diese Situation zunächst dankbar für die Gemeinschaft, die wir in Normalzeiten genießen dürfen. Im ersten Kapitel seines großartigen Buchs „Gemeinsames Leben“ erinnert Dietrich Bonhoeffer daran: „Es ist Gottes Gnade, dass sich eine Gemeinde in dieser Welt sichtbar um Gottes Wort und Sakrament versammeln darf. Nicht alle Christen haben an dieser Gnade teil.“ Er nennt als Beispiele Gefangene, Kranke, vereinzelte Christen und Missionare.

2.

2. Die Lage zeigt mir meine Abhängigkeit von Christus. In Normalzeiten kann ich mich leicht an den Glauben anderer „dranhängen“, vom Lobpreisteam mitziehen lassen usw. Nun bricht das weg – Gott sei Dank bin ich trotzdem nicht auf mich selbst gestellt. Bonhoeffer erinnert an Johannes in der Verbannung und seine Begegnung mit dem auferstandenen Christus (Offenbarung 1): „Der stärkt und tröstet ihn durch sein Wort. Das ist die himmlische Gemeinschaft, an der der Verbannte am Auferstehungstage seines Herrn teilnimmt“. Christus ist bei uns, von der himmlischen Gemeinschaft sind wir nicht abgeschnitten!

3.

3. Wir sind herausgefordert, auf die Schnelle alternative Formen geistlicher Gemeinschaft zu entwickeln. Es ist gut, wenn die Innovationskurve mindestens so steil ansteigt wie die Infektionsrate! Und es ist eine Gnade Gottes, wie viele Möglichkeiten wir an der Hand haben. Livestreams, Chats und mehr. Diese Woche hatten wir in Marburg unser erstes Ältestentreffen per Zoom, andere feiern auf dieser Plattform ganze Gottesdienste. Aber auch das gute alte Telefon ist gefragt! Lasst uns nutzen, was uns in die Finger kommt, um einander zu stärken, zu ermutigen, miteinander zu beten, aufeinander acht zu geben (Damit verbunden eine Bitte: Seid barmherzig mit den Mitarbeitenden, wenn nicht alles gleich klappt. Wir machen das alle zum ersten Mal!).
Hervorragende praktische Tipps für die Gemeindearbeit unter Corona-Bedingungen (und auch sonst) findet man u.a. auf dem Leiter-Blog von Lothar Krauss.

4.

4. Das zentrale Gebot Jesu an uns ist, dass wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Gut, wenn wir als Christen nicht nur auf unsere eigenen Bedürfnisse schauen! Ein simpler Ausdruck der Nächstenliebe lautet: Zuhause bleiben, den Anweisungen von Regierung und Gesundheitsamt Folge leisten – und so vermeiden, dass wir andere gefährden. Sich jetzt noch in Gruppen zu tummeln – ob im Biergarten oder im Lobpreis – ist kein Ausdruck von Glaubensmut, sondern in Luthers Worten (s.u.) „dummkühn“ und rücksichtslos.

Das soll uns (gerade wenn wir selbst gesund sind und keiner Risikogruppe angehören) aber nicht davon abhalten, zu schauen: Wo können wir jetzt in der Liebe Christi dienen? Wer braucht unsere Hilfe? An vielen Orten bilden sich Nachbarschaftsinitiativen, manchmal angestoßen von christlichen Gemeinden, die z.B. für Menschen in Quarantäne einkaufen oder Kinder von Berufstätigen betreuen. Oder – siehe 3. – es kann einfach der Griff zum Telefon sein, um einsamen Menschen Zeit und Gemeinschaft zu schenken. Ich selbst werde am Montag Blut spenden gehen – auch da droht ein lebensgefährlicher Mangel.

5.

5. Bitte lasst uns nicht die vergessen, die diese Krise jenseits von Netflix und Lieferservice durchstehen müssen: Obdachlose, die Armen dieser Welt, die Menschen in den Flüchtlingscamps in Griechenland und anderswo. Bitterer Weise sind auch die Möglichkeiten zu helfen extrem eingeschränkt. Mindestens im Gebet können wir Anteil nehmen. Ich freue mich, dass die Bundesregierung an ihrer Zusage festhält, wenigstens eine überschaubare Zahl von unbegleiteten Minderjährigen aus den griechischen Lagern aufzunehmen.

6.

6. Schließlich: „Ein jegliches hat seine Zeit„, sagt der Prediger (3,1). Es ist schon erstaunlich, wie schnell der Kalender leer ist, wenn es nicht anders geht. Nun haben wir diese Zeit vor uns – lasst sie uns „auskaufen“ und nicht totschlagen: In der Gemeinschaft in den Familien, in der Gemeinschaft mit Gott (endlich Zeit zum Bibellesen!), auch darin, uns weiterzubilden. Die Möglichkeiten sind endlos.
Wenn es zu viel wird: Hier sind 20 Überlebenstipps von Johannes Hartl für Quarantäne und Isolation.

Ich bin gespannt, wie Gott uns segnen will und zum Segen machen wird in dieser Zeit. Lasst uns Großes von ihm erwarten!

Euer

Alexander Hirsch
Gesamtleiter der Anskar-Kirche Deutschland

Gottesdienste online

In der Krisenzeit experimentieren wir mit neuen Formaten. Vier unserer Gemeinden in unserer Kirche bieten ihren Gottesdienst nun als Livestream an. Herzliche Einladung, mitzufeiern!

Anskar-Kirche Hamburg-Mitte, Sonntags 10 Uhr
Anskar-Kirche Wetzlar, Sonntags 11 Uhr
Anskar-Kirche Marburg, Sonntags 16 Uhr
Kirche am Start Offenbach, 1. & 3. Sonntag im Monat 16 Uhr (+ Ostersonntag)

und für die kinder …?

Gott sei Dank gibt es auch eine wachsende Zahl von Online-Angeboten für Kinder und Jugendliche. Einige hat das Kindergottesdienstteam der Anskar-Kirche Marburg aufgespürt:

1. Es gibt einen Online Kindergottesdienst aus dem ICF Karlsruhe. Die Vorankündigung sieht schon sehr vielversprechend aus. Der Kindergottesdienst wird immer Sonntags 9.30 Uhr auf Youtube gestreamt und ihr könnt ihn mit euren Kindern gemeinsam mitfeiern.

2. Mit der Bibel App für Kinder von Life.Church arbeitet man sich gemeinsam mit den Kindern durch interaktive und sehr kindgerechte Kapitel und kann so gemeinsam kreativ Bibel lesen.

3. www.zuhauseumzehn.de –> auf dieser Seite gibt es täglich neue Impulse und Ideen, was man so tun könnte – jeweils für Kinder und für Jugendliche.

martin luther zur corona-krise

„So will ich zu Gott bitten, dass er uns gnädig sei und wehre.
Danach will ich auch räuchern, die Luft reinigen helfen, Arznei geben und nehmen. Orte und Personen meiden, da man meiner nicht bedarf, auf dass ich mich selbst nicht verwahrlose und dazu durch mich vielleicht viele andere vergiften und anstecken und ihnen so durch meine Nachlässigkeit Ursache des Todes sein möchte.
Will mich indes mein Gott haben, so wird er mich wohl finden, so habe ich doch getan, was er mir zu tun gegeben hat, und bin weder an meinem eigenen noch an anderer Menschen Tode schuldig.
Wo aber mein Nächster mein bedarf, will ich weder Orte noch Personen meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen, wie oben gesagt ist.
Siehe, das ist ein rechter, gottesfürchtiger Glaube, der nicht dummkühn noch frech ist und auch Gott nicht versucht.“

Quelle: Luthers Werke, Weimarer Ausgabe, Band 23 – der Brief „Ob man vor dem Sterben fliehen möge“ Martin Luther an Johann Heß, 1527.

aktion: 100×25

Mitten in großen Veränderungen wissen wir als Anskar-Kirche Deutschland um unseren Auftrag und gehen weiter konkrete Schritte! Natürlich kostet das Geld. Deshalb suchen wir 100 Spender, die bereit sind, 25 Euro im Monat an die AKD zu spenden. Derzeit sind 21 Unterstützer dabei. Wer macht noch mit?

Unsere Bankverbindung:

Anskar-Kirche Deutschland e.V. Volksbank Mittelhessen
IBAN DE 45 5139 0000 0067 8690 01 BIC VBMHDE5F

termine

  • 21. April AKD-Pastorentreffen Regional-Süd in Marburg
  • 23. April AKD-Pastorentreffen Regional-Nord in Hamburg
  • 24. Mai – 1. Juni AKD-Gebetswoche
  • 12.-13. Juni BLESS-Wochenende in Hünfeld
  • 23.-25. Juni AKD-Pastorentreffen und Studientag in Wetzlar
  • 31. August – 3. September AKD-Pastorenklausur in Hartenrod
  • 11.-13. September Anskar-Konferenz mit Rainer Harter in Wetzlar … mehr
  • 12. November AKD-Pastorentreffen Regional

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    Photo „Sand in den Händen“ by Kunj Parekh on Unsplash