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Der Glaubensfaktor beim Heilungsgebet

Wolfram Kopfermann / Heike Bodecker

Wie  können wir das Zusammenwirken von Glaube und Heilung näher bestimmen? Um dieser Frage nachzugehen, möchte ich untersuchen, wie Jesus auf die Rolle des Glaubens beim Heilungsvorgang eingeht.

1. Die Rolle des Glaubens beim Heilungsgebet

1.1 Die heilungsfördernde Rolle des Glaubens

Die folgenden Bibelstellen[1] machen deutlich, dass Jesus dem Glauben eine wichtige Rolle im Heilungsvorgang zumisst. Drei Gesichtspunkte können uns dabei deutlich werden.

  1. Glaube als Katalysator: Dem Glauben wird eine nachfolgende Erfahrung zugesprochen.
    Vielfach wird er geehrt durch die Anerkennung, die Jesus ausspricht.
  2. Ausdrucksformen des Glaubens: Glaube wird erkennbar durch Handlungen oder Aussagen.
  3. Frucht des Glaubens: Glaube wird wirksam bis in die Sichtbarkeit hinein.

Mt 8,5-13

22 Jesus aber wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: „Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen!“

Anerkennung Jesu / Glaube als Katalysator

5 Als er hierauf nach Kapernaum hineinkam, trat ein Hauptmann zu ihm und bat ihn

6 mit den Worten: „Herr, mein Diener liegt gelähmt bei mir zu Hause darnieder und leidet schreckliche Schmerzen.“

7 Jesus antwortete ihm: „Ich will kommen und ihn heilen.“

8 Der Hauptmann aber entgegnete: „Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach trittst; nein, gebiete nur mit einem Wort, dann wird mein Diener gesund werden.

Ausdrucksform des Glaubens

9 Ich bin ja auch ein Mann, der unter höherem Befehl steht, und habe Mannschaften unter mir, und wenn ich zu dem einen sage: ‚Gehe!‘ so geht er, und zu dem andern: ‚Komm!‘ so kommt er, und zu meinem Diener: ‚Tu das!‘ so tut er’s.“

Ausdrucksform des Glaubens

10 Als Jesus das hörte, verwunderte er sich und sagte zu seinen Begleitern: „Wahrlich ich sage euch: In Israel habe ich bei niemand solchen Glauben gefunden.

Anerkennung Jesu

11 Ich sage euch aber: Viele werden von Osten und Westen kommen und sich mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zum Mahl niederlassen;

12 aber die Söhne des Reiches werden in die Finsternis draußen hinausgestoßen werden; dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.“

Anerkennung Jesu

13 Zu dem Hauptmann aber sagte Jesus: „Geh hin! Wie du geglaubt hast, so geschehe dir!“

Glaube als Katalysator

Und sein Diener wurde zur selben Stunde gesund.

Frucht des Glaubens

Mt 9,20-22

20 Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren am Blutfluß litt, trat von hinten an ihn heran und faßte die Quaste seines Rockes an;

21 sie dachte nämlich bei sich: „Wenn ich nur seinen Rock anfasse, so wird mir geholfen sein.“

Ausdrucksform des Glaubens

22 Jesus aber wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: „Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen!“

Anerkennung Jesu / Glaube als Katalysator

Und die Frau war von dieser Stunde an gesund.

Frucht des Glaubens

Mt. 9,27-30

27 Als Jesus hierauf von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die laut riefen: „Sohn Davids, erbarme dich unser!“

28 Als er dann in das Haus gekommen war, traten die Blinden zu ihm heran, und Jesus fragte sie: „Glaubt ihr, daß ich dies zu tun vermag? Sie antworteten ihm: „Ja, Herr!“

Ausdrucksform des Glaubens

29 Da rührte er ihre Augen an und sagte: „Nach eurem Glauben geschehe euch!“

Glaube als Katalysator

30 Da taten sich ihre Augen auf …

Frucht des Glaubens

In Matthäus 15,21-23 bittet eine kanaanäische – somit eine heidnische – Frau, ihre Tochter von einem bösen Geist zu befreien. Jesus geht auf ihre Bitte zunächst nicht ein.

Mt 15,24-28

24 „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“

25 Sie aber kam, warf sich vor ihm nieder und bat: „Herr, hilf mir!“

Ausdrucksform des Glaubens

26 Doch er erwiderte: „Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hündlein hinzuwerfen.“

27 Darauf sagte sie: „O doch, Herr! die Hündlein bekommen ja auch von den Brocken zu essen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“

Ausdrucksform des Glaubens

28 Da antwortete ihr Jesus: „O Frau, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du es wünschest!“

Glaube als Katalysator

Und ihre Tochter wurde von dieser Stunde an gesund.

Frucht des Glaubens

Dem blinden Bartimäus antwortet Jesus auf seine Bitte, sehen zu können:

Mk. 10,52

52 „Gehe hin, dein Glaube hat dich gerettet (oder: dir Heilung verschafft).“

Glaube als Katalysator

Da konnte er augenblicklich sehen und schloß sich an Jesus auf der Wanderung an.

Frucht des Glaubens

Als Jesus zehn Aussätzige geheilt hatte, spricht er zu dem einen, der zu ihm kam, um ihm zu danken:

Lk. 17,19

19 „Stehe auf und gehe!

Frucht des Glaubens

Dein Glaube hat dir Rettung (= Heilung) verschafft.“

Glaube als Katalysator

1.1.1 Zusammenfassung

Jesus ehrt durch verbale Anerkennung die Ausdrucksformen des Glaubens. Außerdem wird deutlich: Die Betonung liegt auf „Glauben“ als Auslöser für die Heilung. Dem Glauben als einem Katalysator wird unmittelbar die nachfolgende Heilungserfahrung zugesprochen. Welch hohe Bedeutung der Glaube in unserer Beziehung zu Jesus Christus auch im Heilungsgeschehen hat, zeigt sich auch daran, dass die Aussage „dein Glaube hat dir geholfen!“ häufig die Klimax (also den Höhepunkt) in einer Heilungsgeschichte darstellt. Somit ist festzuhalten, dass Jesus dem Glauben eine wichtige und heilungsfördernde Rolle zumisst.

1.2 Die heilungshindernde Rolle des Unglaubens

In anderen Fällen macht Jesus deutlich, dass der Unglaube Heilung einschränkt oder verhindert. 

Mk. 6,1

1 Er zog dann von dort weiter und kam in seine Vaterstadt und seine Jünger begleiteten ihn.

2 Als nun der Sabbat gekommen war, fing er an, in der Synagoge zu lehren; und die vielen, die ihm zuhörten, gerieten in Staunen und sagten: „Woher hat er das? und was ist das für eine Weisheit, die diesem verliehen ist? und solche Wundertaten geschehen durch seine Hände!

3 Ist dieser nicht der Zimmermann; der Sohn der Maria und der Bruder des Jakobus, des Joses, des Judas und des Simon? und leben nicht auch seine Schwestern hier bei uns?“ So wurden sie irre an ihm.

4 Da sagte Jesus zu ihnen: „Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Vaterstadt und bei seinen Verwandten und in seiner Familie.“

5 Er konnte dort auch kein Wunder vollbringen, außer daß er einige Kranke durch Handauflegen heilte.

6 Und er verwunderte sich über ihren Unglauben.

Der Unglaube seiner früheren Mitbürger hindert Jesus nicht, einige Menschen zu heilen, aber er schränkt seine wunderbare Tätigkeit ein.

Jesus dem Glauben eine wichtige und heilungsfördernde Rolle zumisst.

In Mt. 17,14-21 geht es um die Jünger Jesu. Sie sind nicht imstande, einem Vater zu helfen, der seinen dämonisierten Sohn bringt.

Mt. 17,14-21

18 Jesus bedrohte alsdann den bösen Geist: da fuhr er von dem Knaben aus, so daß dieser von Stund an gesund war.

19 Hierauf traten die Jünger zu Jesus, als sie mit ihm allein waren, und fragten: „Warum haben wir den Geist nicht austreiben können?“

20 Er antwortete ihnen: „Wegen eures Kleinglaubens! Denn wahrlich ich sage euch: Wenn ihr Glauben wie ein Senfkorn habt und diesem Berge gebietet: ‚Rücke von hier weg dorthin!‘, so wird er hinwegrücken, und nichts wird euch unmöglich sein.“

Jesus findet harte Worte für seine Jünger. Auf ihre Frage, warum sie den Geist nicht austreiben konnten, ist seine Antwort: „Wegen eures Kleinglaubens!“

2. Der stützende und stellvertretende Glaube

Mit der Feststellung, dass der Glaube eine heilungsfördende Rolle einnimmt, ist nicht automatisch gemeint, dass der Hilfesuchende persönlich den Glauben für seine Heilung aufbringen muss. Dafür gibt es in der Bibel Indizien.

Erstens: Es gibt klare Hinweise dafür, dass es beim Heilungsgebet so etwas wie einen stützenden und auch stellvertretenden Glauben gibt. Hier wird dann nicht erwartet, dass der Heilungssuchende allein den Glauben aufbringt, sondern es gibt Helfer oder auch einen Beter, die mit ihm glauben, häufiger sogar für ihn glauben.

Zweitens: Geht es um den Bereich von Totenauferweckungen oder um den Dienst an Dämonisierten, wird allein der Glaube des Beters bezeugt.

2.1 Der Glaube des Helfers

Bei den obigen Bibelstellen finden sich zwei, bei denen von einem stellvertretenden Glauben die Rede ist. So bittet und glaubt der Hauptmann von Kapernaum stellvertretend für seinen Diener. Bei den mehrfachen Manifestationen des Glaubens der kanaanäischen Frau wird ihr stellvertretender Glaube für ihre Tochter besonders deutlich. Es ist also nicht notwendigerweise der Glaube des Leidenden erforderlich. In diesen beiden Fällen ist es der Glaube desjenigen, der für den anderen Hilfe sucht.

Beim Heilungsgebet gibt es so etwas wie einen stützenden und auch stellvertretenden Glauben.

Es gibt eine weitere Bibelstelle, die den stellvertretenden Glauben von Helfern bezeugt. In Markus 2, 1-12 wird die Geschichte eines Gelähmten beschrieben, der – von vier Männern herbeigetragen – durch Jesus geheilt wurde. Weil diese Freunde wegen der großen Menge der umstehenden Menschen nicht in das Haus und an Jesus heran kamen, ließen sie den Kranken durch eine Öffnung hinab, die sie durch das Dach hindurchgebrochen hatten. Dann heißt es (Vers 5): „Als Jesus nun ihren Glauben erkannte, sagte er zu dem Gelähmten: ‚Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“‚ Später dann (Vers 11) gebot er dem Kranken: „Stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim in dein Haus!“ Jesus nimmt klar Bezug auf den Glauben der Freunde. Ihr Glaube trieb Jesus dazu, dem Kranken zu dienen.

2.2 Der Glaube des Beters

Mt. 9,32-33

32 Während diese hinausgingen, brachte man schon wieder einen stummen Besessenen zu ihm;

33 und als der böse Geist ausgetrieben war, konnte der Stumme reden.

Wir finden hier keine Aussage darüber, dass die, die den Stummen brachten, Glauben hatten, ebenso finden wir keine Aussage darüber, dass der Stumme geglaubt hat. Es ist Jesus, der Kraft seines eigenen Glaubens gebietet, und die Heilung tritt ein. Darin zeigt sich auch für uns ein Prinzip, das wichtig ist, wenn es um Menschen geht, die unter stärkerem dämonischen Einfluss stehen.

Auch bei der Heilung eines Gelähmten (Apg. 9,32-35) mit Namen Äneas gibt es keinen Hinweis auf den Glauben des Kranken. Es wird nur das glaubensstarke Handeln des Beters, in diesem Fall Petrus, beschrieben. Er setzt seinen Glauben ein und spricht: „Äneas, Jesus Christus macht dich gesund; stehe auf und mache dir dein Bett selbst!‘ Da stand er sogleich auf, und alle Einwohner von Lydda und der Landschaft Saron sahen ihn und bekehrten sich zum Herrn.“ (Verse 34-35) 

Die Geschichte von dem Kranken am Teich Bethesda berichtet von einem Mann, der dort seit 38 Jahren liegt und sehr entmutigt ist.

Joh. 5,8-15

8 Jesus sagte zu ihm: „Steh auf, nimm dein Bett auf dich und bewege dich frei!“

9 Da wurde der Mann sogleich gesund, nahm sein Bett auf sich und ging umher. Es war aber Sabbat an jenem Tage.

Der Mann wird gesund, weil er tut, was Jesus ihm sagt.

10 Daher sagten die Juden zu dem Geheilten: „Heute ist Sabbat; da darfst du das Bett nicht tragen!“

11 Doch er antwortete ihnen: „Der Mann, der mich gesund gemacht hat, der hat zu mir gesagt: ‚Nimm dein Bett auf dich und bewege dich frei!“‚

12 Sie fragten ihn: „Wer ist der Mann, der zu dir gesagt hat: ‚Nimm es auf dich und gehe umher!‘?“

Diese drei Verse machen deutlich, dass er nicht weiß, wer ihn gesund gemacht hat

13 Der Geheilte wusste aber nicht, wer es war; denn Jesus hatte sich in der Menschenmenge, die sich an dem Orte befand, unbemerkt entfernt.

14 Später traf Jesus ihn im Tempel wieder und sagte zu ihm: „Du bist nun gesund geworden; sündige fortan nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres widerfährt!“

Erst zu diesem Zeitpunkt wird dem Geheilten deutlich, wer ihn gesund gemacht hat

15 Da ging der Mann hin und teilte den Juden mit, Jesus sei es, der ihn gesund gemacht habe.

So kann er erst nach dem zweiten Zusammentreffen mit Jesus den Juden mitteilen, wer ihn gesund gemacht hat.

In diesem Fall kann man sicherlich nicht vom Glauben des Hilfesuchenden reden, denn er kannte seinen Helfer, nämlich Jesus, nicht einmal. Der einzige, der hier geglaubt hat, war offenbar Jesus.

Jakobus 5 enthält die bekannte Anweisung, wie sich Kranke in der  Gemeinde verhalten sollen.

Jak. 5,14-15

14 Ist jemand unter euch krank, so lasse er die Ältesten der Gemeinde zu sich kommen; diese sollen dann über ihm beten, nachdem sie ihn im Namen des Herrn mit Öl gesalbt haben;

15 alsdann wird das gläubige Gebet den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten.

Der Kranke ist aktiv, er ruft die Ältesten. Explizit ist vom Glauben der Beter die Rede.

Besonders in der Geschichte von der Auferweckung des Lazarus  wird deutlich, dass Jesus der einzige Glaubende war. Diese Auferweckung ist im Aufbau des Johannesevangeliums das größte Wunder, das Jesus vollbrachte. Es führt zum Todesbeschluss gegen Jesus. Johannes macht in der Geschichte deutlich, dass Jesus nicht aus eigener Kraft Lazarus auferweckt hat, sondern dass Gott das glaubensvolle Gebet Jesu erhört hat.

Job. 11,41-42

41 Da hoben sie den Stein weg; Jesus aber richtete die Augen empor und betete: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast!

42 Ich wusste wohl, daß du mich allezeit erhörst; aber um des Volkes willen, das hier rings (um mich) steht, habe ich ’s gesagt, damit sie zum Glauben kommen, daß du mich gesandt hast.“

Jesus dankt für die Toten- Erweckung, bevor sie geschehen ist. Er  dankt dafür, dass Gott ihn erhört hat. Das setzt voraus, dass er Gott darum gebeten hat. Er handelt nicht aufgrund eines Vermögens, das er in sich trägt. Das Wunder ist eine Gebetserhörung

Diese Stelle ist so wichtig, weil sie einmal mehr die bekannte These in Frage stellt, dass Jesus aus einem Vermögen, das er als Sohn Gottes in sich trug, alles vollbringen konnte. Denn dann wären die Wunder auf seine Einmaligkeit zurückzuführen.

Jesus war einmalig
– als Sohn Gottes,
– als der sündlose Gottesknecht,
– als der, der die Welt erlöst hat.

Nur er ging ans Kreuz und wurde dann von Gott mit der Herrschaft über den Kosmos betraut.
Jesus war darin, wie er Kranke heilte, aber nicht einmalig, sondern erstmalig. Er war der
Prototyp, nicht der Einzige. Er war das Urbild. Er hat eine Reihe eröffnet, die in
seinen Jüngern weitergeht. Er reicht auf bestimmten Gebieten seine Autorität weiter. So lehrt es das Neue Testament. Die Einmaligkeit Jesu sollte nur dort gesehen werden, wo das Neue Testament sie sieht!

2.3 Zusammenfassung

Erstens: Bestimmen wir die Rolle des Glaubens beim Heilungsgebet, so können wir sagen: Wo Glaube ist, folgt Heilung. Er bildet einen wesentlichen Faktor bei der Erfahrung von Heilung, durch Glaube wird die Heilung ermöglicht. Zwar ist Gott in seiner Gnade auch immer wieder bereit, Dinge zu tun, für die wir keinen Glauben hatten. Doch das rüttelt nicht an dem Grundprinzip, dass Glaube ein Katalysator für Heilung ist.

Zweitens: Die Berichte machen deutlich: Wo Glaube ist, wird dies erkennbar durch Handlungen oder Aussagen des Glaubenden. Und: Dem Glauben werden immer nachfolgende Heilungserfahrungen zugesprochen. Glaube bringt in Existenz, was er glaubt. Glaube ist damit heilungsfördernd. Er wird immer wirksam bis in die Sichtbarkeit hinein. Er bleibt nicht mit dem verborgen, was er glaubt. Es wird offenbar, was ein Mensch geglaubt hat. So hat Glaube immer Offenbarungscharakter.

Drittens: Mit diesen Feststellungen ist nicht gemeint, dass der Hilfesuchende allein vor der Aufgabe steht, Glauben für seine Heilung aufzubringen. Vielmehr sahen wir, dass es so etwas wie einen stützenden und auch stellvertretenden Glauben gibt. Glaube steht somit immer in einem gemeinschaftlichen Kontext, hat also auch einen sozialen Aspekt.

3. Was ist das für ein Glaube, der Heilung empfängt?

Seine Eigenschaften oder Wesenszüge möchte ich anhand von Markus 11, 22-25 benennen.

Jesus gab ihnen zur Antwort: „Habt Glauben an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wer zu dem Berge dort sagt: ‚Hebe dich empor und stürze dich ins Meer!‘ und in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass das, was er ausspricht, in Erfüllung geht, dem wird es auch erfüllt werden. Darum sage ich euch: Bei allem, was ihr im Gebet erbittet, – glaubt nur, dass ihr es (tatsächlich)empfangen habt, so wird es euch zuteil werden … „

Aus diesen Versen können wir herauslesen, was für ein Glaube uns hier begegnet:

3.1 Erkennender Glaube

Glaube ist inspiriert durch das Wort Gottes. Er weiß um die Verheißungen Gottes und geht darauf ein. Wenn wir über das Thema „Glaube“ nachdenken, dann geht es um die Umsetzung dessen, was von den biblischen Linien bisher dargelegt wurde – also um die Praxis. Wir dürfen damit rechnen, dass es Gottes grundsätzlicher Wille ist, zu heilen. Wir können dann vertrauensvoll beten, ohne “ … wenn du willst, Herr … “ Unser Vertrauen soll immer auf ein „Du“ ausgerichtet sein. Die Aussage „Habt Glauben an Gott!“ macht deutlich: Es geht nicht um eine Bezogenheit auf uns selbst oder auf unseren Glauben, auch nicht auf unsere Erfahrungen. Diese Aufforderung richtet sich darauf, dass wir einem Gott, der verlässlich ist, alles zutrauen.

Oftmals haben wir Erkenntnis über Gottes Willen durch unsere natürlichen Fähigkeiten, durch unser Nachdenken. Gott möchte uns darüber hinaus Erkenntnis aus Offenbarung geben. Nur der Glaube, der vom Heiligen Geist geschenkt ist, kann sich auf Gott ausrichten.

3.2 Empfangender Glaube

Zum empfangenden Gauben werden aus meiner Sicht in diesem Text zwei Aussagen gemacht:

Die erste lautet: Der Glaube bewirkt genau das, was er glaubt. Er lässt geschehen, was er geglaubt hat, vorausgesetzt, er ist nicht zerrissen und durch Zweifel gespalten; vorausgesetzt, er ist ein ungeteilter Glaube. In Vers 24 wird diese Aussage bekräftigt. Jesus meint hier: „Wenn ihr eine Bitte an Gott richtet und im Glauben an Gott erwartet, dass er darauf eingeht, dann geschieht das, worum ihr gebeten habt.“ Glaube ist hier als eine Macht beschrieben, die immer empfängt, was sie geglaubt hat.

Die obige Bibelstelle steht nicht isoliert da. Matthäus 17, 20-21 bekräftigt die Aussage von Markus 11, 22-25. Jesus verdeutlicht, dass der Kleinglaube der Jünger, die den Dämon nicht austreiben konnten, in Wirklichkeit kein Glaube ist. Denn wenn der Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würde geschehen, was die Jünger sagen. Ein Senfkorn gilt immer als winzigste Einheit. Jesus sagt, die kleinste Portion wirklichen Glaubens genügt, um Berge zu versetzen – das bedeutet, um Wunder zu vollbringen.

Wer glaubt, empfängt – das wird ebenso in Johannes 14, 12 und auch in Jakobus 5, 15 gesagt: “ … alsdann wird das gläubige Gebet den Kranken retten …“ Die Möglichkeit, dass nicht geschieht, was geglaubt wird, ist nicht diskutiert.

So können wir sagen: ein Glaube, der Heilung empfängt, ist ein Glaube ohne Zweifel. Seine Überzeugung ist: Es wird geschehen, worum ich gebeten habe. Er ist sich über die Resultate seines Gebetes gewiss, auch wenn das Geglaubte Schritt für Schritt in Erscheinung tritt.

Damit bin ich bei der zweiten Aussage: Glaube hat bereits empfangen, bevor ihm die Erfahrung zuteil wird. Glaube sieht die Antwort auf das Gebet, auch wenn das Erbetene noch nicht aus der Verborgenheit vorgedrungen ist. Glaube empfängt, bevor er das schaut, was er geglaubt hat

Glaube sieht die Antwort auf das Gebet, auch wenn das Erbetene noch nicht aus der Verborgenheit vorgedrungen ist.

Die Frau, die kam und Jesu Gewand berührte (Mt. 9,20-22), sagte sich: „Wenn ich ihn nur berühre, dann hab ich’s“ – das Glaube. Glaube eignet sich an, was Gott bereitgestellt hat, bevor es in
Erscheinung tritt.

In Hebräer 11, 1 wird der Glaube beschrieben als ein „festes Überzeugtsein von Dingen (oder: Tatsachen), die man (mit Augen) nicht sieht“. Hier wird ein tiefes geistliches Prinzip erkennbar: Glaube beginnt da, wo man noch nicht sieht. Gott möchte, dass wir nicht sehen und doch glauben. Dem ungläubigen Thomas zeigte sich Jesus als der Auferstandene, weil dieser nicht an die Auferstehung Jesu glauben konnte. In Johannes 20, 29 lesen wir dann die Worte Jesu: „Weil du mich gesehen hast, bist du gläubig geworden. Selig sind die, welche nicht gesehen haben und doch zum Glauben gekommen sind!”

Der Glaube, der zur Erfahrung der Heilung führt, ist ein Glaube, der auf die Heilung vertraut, bevor er diese geschaut hat.

3.2.1 Zusammenfassung

Der Glaube empfängt immer das, was er geglaubt hat. Die Möglichkeit, dass Glaube dies nicht tut, wird nicht diskutiert. Die Aussagen Jesu in Markus 11, 22-23 und auch andere sind hier ganz klar.

3.2.2 Ist es möglich, dass Glaube nicht empfängt?

Es gibt unter Christen manchmal die Meinung: „Wir haben im Glauben für Heilung gebetet, die Heilung trat nicht ein, also hat Gott in seiner Souveränität beschlossen, den Glauben nicht mit Heilung zu beantworten.“ Diese Meinung müssen wir ernstlich hinterfragen. Sie setzt voraus, dass es einen Glauben gibt, der nicht empfängt, was er geglaubt hat.

Wir sollten uns lieber eingestehen, dass wir noch nicht den Glauben hatten, der die Heilung empfängt. Wir sollten – ohne uns oder andere zu verurteilen – bereit sein, die Gründe für Nichtheilungen auf der menschlichen Seite zu sehen anstatt auf der Seite Gottes. Gründe, warum Heilungen nicht eintreten, sind vielschichtig, das Haupthindernis ist ganz klar der Unglaube.

Der Glaube, der zur Heilungserfahrung führt, vertraut auf das, was Gott schon getan hat. Er beginnt im Unsichtbaren, bleibt aber darin nicht haften, sondern führt das Geglaubte in die Sichtbarwerdung. Die Folgerung daraus ist: Wenn wir nicht sehen, was wir geglaubt haben, dann können wir nicht behaupten, dass wirklicher Glaube da war.

3.3 Proklamierender Glaube

Glaube spricht aus, was er glaubt, und er bewirkt, was er ausspricht (vgl. Mk 11, 23). Somit ist der Glaube, der Wunder vollbringt, ein bekennender und proklamierender Glaube. Wir können mit der Autorität eines Menschen reden, der „in Christus“ lebt.

3.4 Konkreter Glaube

Wir müssen eine grundlegende Unterscheidung machen zwischen dem rettenden oder rechtfertigenden Glauben und dem konkreten oder Wunderglauben.

Der rettende oder rechtfertigende Glaube: Nur wer glaubt, dass Gott seinen Sohn für uns in den Tod gegeben hat und dass Gott ihm seine Schuld für immer vergeben hat, ist Christ. Dieser Glaube wird bezeichnet als rettender, rechtfertigender oder als seligmachender Glaube. Wichtig ist: Jeder Christ hat diesen Glauben.

Der konkrete Glaube oder Wunderglaube: Hier geht es um den Glauben für ein ganz bestimmtes Eingreifen Gottes, z.B. um den konkreten Glauben, dass Gott in einer bestimmten Krankheitsnot helfen möchte.

Fehlt es an diesem konkreten Glauben, wird dieser Mangel in der Bibel nicht mit der Schuldfrage verknüpft.

Mit der Frage nach Heilung ist nicht der rechtfertigende Glaube verbunden, sondern der konkrete Glaube bzw. der Wunderglaube, wie er z. B. in Markus 11,22-23 beschrieben wird. Fehlt es an diesem konkreten Glauben, wird dieser Mangel in der Bibel nicht mit der Schuldfrage verknüpft.
Dies können wir u.a. daran erkennen, wie Paulus mit dem Magenproblem von Timotheus umgeht (1.Timotheus 5, 23). Hier wird keine Verurteilung vorgenommen, es werden lediglich Ratschläge gegeben.

4. Ausblick für den Heilungsdienst

4.1 Glaube kann immer nur gefördert und nicht gefordert werden

Die Forderung des Heilungsglaubens gegenüber Kranken und die entsprechende Kritik an Krankgebliebenen haben viel Leid verursacht. Glaube kann immer nur gefördert und niemals eingefordert werden. Warum? Weil er primär ein Gnadengeschenk ist. Dennoch kann und soll er in seinem Wachstum gefördert werden, denn Gott fordert uns dazu auf, Glauben zu haben.
Glaube hat also diese zwei Aspekte: Er ist Gnadengeschenk und er ist Gebot. Die Aussage „Habt Glauben an Gott“ ist mehr als eine Umschreibung für „Christsein“, sie fordert uns auf, dass wir Gott Vertrauen im Blick auf verheißene Segnungen entgegenbringen.

Glaube ist Gnade. Wir können Glauben nicht aus eigener Anstrengung produzieren. Er ist uns gegeben. Hebräer 12, 2 sagt, dass Jesus der Anfänger und Vollender unseres Glaubens ist. Gemeint ist, dass Jesus es überhaupt erst möglich macht, dass wir glauben können – und dies immer vollendeter können. Das bedeutet: Wenn ich glauben soll, dann kann ich dies nur, weil Jesus mich dazu befähigt.

Das Neue Testament spricht davon, dass wir als Gläubige „in ihm“ sind und dass er – Jesus – in uns lebt. In Jesus zu leben heißt, in die Lebenswirklichkeit des Glaubens hineingeboren zu sein. Denn Jesu Dasein ist ein Dasein des Glaubens. „Jesus in mir“ beschreibt dann, dass er mit der Qualität seines Glaubens in mir wohnt. Dieser Glaube ist da, schon jetzt. Alles, was ich tun muss, besteht darin, Jesu Leben Raum zu geben. Das heißt, seinem Glauben in mir Platz zu schaffen und ihn nicht durch Ängste, Sorgen und Unglauben zu hindern.

Glaube ist Gnade. Wir können Glauben nicht aus eigener Anstrengung produzieren.

Weil Glaube ein Gnadengeschenk ist, ist selbst dann, wenn wir als Menschen Glauben einsetzen, unser Glaube immer auf Jesus Christus bezogen. Er ist die Quelle des Glaubens. Damit wird Glaube leicht.

Glaube ist auch Gebot. Wir sollen Glauben entwickeln. Gott möchte, dass wir ihm Vertrauen entgegenbringen.

Beides sollte in einer Zusammenschau gesehen werden. Glaube hat diese beiden Aspekte. Wenn sich nun an uns die Aufforderung richtet, Gottes Verheißungen zu glauben, dann geht dieser Appell letztlich an Christus in uns. Er in uns ist der Angesprochene und Befähigende.

Versucht der Mensch aus eigener Anstrengung zu vertrauen, so steht am Ende der Zweifel oder eine innere Spaltung. Wenn das Gebot des Glaubens von einem Menschen mit seinen natürlichen Fähigkeiten aufgenommen wird, dann bleibt der Mensch in einem intellektuellen Führwahrhalten stecken, was aber nicht der biblische Herzensglaube ist.

Zum Schluss bleibt: Gott ist immer Quelle und Ziel des Glaubens.

Wenn Menschen diese Zusammenhänge nicht verstehen und Angst haben, dass der Mensch allein Träger des Glaubens sein soll, also alles von seinem Glauben abhängig sein könnte, entwickeln sie häufig Theorien über das souveräne Handeln Gottes, die nicht biblisch sind. Gott sagt nicht: „Weil ich ein souveräner Gott bin, darfst du, Mensch, nicht über mich verfügen, und darum beantworte ich deinen Glauben mal mit Heilung und mal nicht.“ Gott will das Agieren unseres Glaubens, weil er ein partnerschaftlicher Gott ist. Er hat sich darauf eingelassen, unseren Glauben zu beantworten. Gott sucht dieses Vertrauen in uns, er fordert uns dazu auf. Und er ermöglicht es uns durch „Christus in uns“, diesem Gebot nachzukommen.

4.2 Glaubenswachstum als Perspektive für eine ganze Gemeinde

Glaube wird vor allem durch das Wort Gottes inspiriert, also durch das Lesen in der Heiligen Schrift. Es gibt aber auch so etwas wie eine Anregung zum Glauben durch die Begegnung mit dem
Glauben unserer Geschwister im Leib Christi.

Glaube kann als Interaktion verstanden werden, d. h. als aufeinander bezogenes Handeln von zwei oder auch mehreren Menschen. Ihr Glaube steht in einem Wechselspiel zueinander. Glaube kann sich gegenseitig aufbauen oder auch behindern.

Der einzelne Gläubige ist eingebunden in den Leib Christi, und in der Regel ist es so, dass der einzelne Beter geistlich nicht sehr viel weiter vorstoßen kann als der Leib Christi, zu dem er gehört. Darum ist es so wichtig, dass wir uns als ganze Gemeinden danach ausstrecken, dass sich bei uns der „Wasserspiegel des Glaubens“ hebt. In einer Atmosphäre, die stärker von Glauben geprägt ist, werden mehr Heilungen geschehen. Nur gemeinschaftlich erleben wir die stärkeren Durchbrüche.

Für das Gebet mit Kranken bedeutet dies, dass wir sie in das Gebet mit einbinden, sie also zur Mitarbeit ermutigen, wenn sie an Jesus Glaubende sind. Unser Glaube als Beter kann zu geistlichen Durchbrüchen bei unserem Gegenüber führen, d.h. er wird gesund.

In der Regel ist es so, dass der einzelne Beter geistlich nicht sehr viel weiter vorstoßen kann als der Leib Christi, zu dem er gehört.

Viele Theologen fragen sich, ob der Kranke, wie er in Jakobus 5, 14 beschrieben wird, selber Glauben einsetzt. Dies wird nicht explizit erwähnt, es wird nur gesagt, dass er die Ältesten rufen möge. Ich meine jedoch, hier wird davon ausgegangen, dass Glauben vorhanden ist. Nicht der Glaube, der nötig ist für seine vollständige Heilung, aber so viel Glaube, dass er die Ältesten ruft. Es ist Glaube da, weil das Umfeld, in dem er lebt, ein Kraftfeld des Glaubens ist.

Jeder Christ hat die Aufgabe, im Vertrauen auf Gottes Zusagen Glaubensschritte zu tun. Wir können und sollen ihn in diesem Prozess unterstützen.

Gott möchte allen Gemeindegliedern diesen Glauben schenken, der Verheißungen Gottes so verinnerlicht hat, dass sie tief in uns eingedrungen sind und uns zum Handeln im Glauben bewegen.

Literaturhinweise: 

[1] Die Bibelstellen sind der Übersetzung von Hermann Menge entnommen.

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